Die Bilder der letzten Tage von den vielen ankommenden Geflüchteten auf Lampedusa verlangen Mitgefühl für die Geflüchteten, aber sie machen uns auch zornig. Weil es alles andere als eine Überraschung ist, dass das europäische Aufnahmesystem versagt – das tut es seit Jahrzehnten. Und nein, es sind nicht die Schleuser, die die Ursache für die Flucht der Menschen sind. Es sind Krieg, Gewalt, Unterdrückung und Klimafolgen. Und es ist die EU, die es nicht schafft, ein menschenrechtskonformes und praktisch funktionierendes System zur Aufnahme zu schaffen. Stattdessen werden die Abschottungsrufe immer lauter und die Bilder aus Lampedusa werden genutzt, um Zerrbilder der „Überforderung“ und des „Kontrollverlusts“ zu kreieren. Lampedusa ist dieser Tage mit Sicherheit überfordert, wie könnte es anders sein. Aber dort bleiben die Geflüchteten nicht, sondern werden auf das italienische Festland verteilt. Italien hat im letzten Jahren weniger Geflüchtete aufgenommen als zum Beispiel Österreich. Die Rechte in ganz Europa freut sich derweil über die „Katastrophenbilder“ und schürt damit fremdenfeindliche Ressentiments. Pro Asyl hat die Situation sehr treffend hier beschrieben:PROASYL Lampedusa: Härte gegen Schutzsuchende statt Humanität